Interview mit Mike Schifferle: “Man nimmt immer wieder schöne Erinnerungen von unbekannten Orten mit nach Hause”

Posted on: Donnerstag 14th April 2016

Triathlon in Regensburg. Daran dürfte sich der schweizer Profiathlet Mike Schifferle gerne erinnern. Denn 2012 legte er hier nicht nur seine persönliche Bestzeit über die Langdistanz hin. Nach 8:36:53 Stunden erreichte er auch den dritten Podiumsplatz. Für den 42-jährigen Routinier ein Ereignis, das er im August gerne wiederholen würde.

Noch dazu feiert der Polizist in diesem Jahr 15-jähriges Langdistanz-Jubiläum. 2001 lief er das erste Mal nach 223 Kilometern über die Ziellinie. Seither hat er eine beeindruckende Sportlervita vorzuweisen. Mit über 100 absolvierten Langdistanzrennen kann man ihn getrost als Routinier bezeichnen. Seit 2010 ist er Triathlon-Profi und arbeitet dennoch Vollzeit als Polizist. „Stolz macht mich, dass ich noch nie ein Rennen aufgeben habe,“ schreibt er auf seiner Internetpräsenz. Wir haben uns mit ihm unterhalten. Über Durchsetzungskraft, langen Atem, Konkurrenz und schöne Erinnerungen.

CR: Hallo Herr Schifferle! Nach vier Jahren werden Sie am 14. August 2016 erneut nach Regensburg kommen. Sicherlich mit tollen Erinnerungen. Was ist das erste, was ihnen durch den Kopf geht, wenn sie zurückdenken?

Mike Schifferle: Besonders in Erinnerung ist mir die abwechslungsreiche Laufstrecke, welche optimal in diese wunderschöne Stadt gelegt wurde. Aber auch die Radstrecke, und schließlich die Freundlichkeit der Bevölkerung, sind in meinem Gedächtnis haften geblieben. Zur positiven Erinnerung an dieses Rennen haben sicher auch das tolle Wetter und meine Leistung beigetragen.

CR: Neben Ihnen werden andere Routiniers wie Petr Vabrousek an den Start gehen. Sie jedoch, haben den Vorteil die Strecke bereits zu kennen. Hilft diese Tatsache?

Mike Schifferle: Sicherlich ist es von Vorteil, wenn man die Umgebung in Bezug auf die Rennvorbereitung etwas kennt. Die Kenntnisse der Strecke sind jedoch nur noch vage vorhanden. Ich denke jedoch auch nicht, dass es ein großer Vorteil ist wenn man diese so genau kennt. Schliesslich sind ja die Distanzen klar und für alle gleich.

CR: Über 100 Langdistanzen stehen bereits in Ihrer Sportlervita. In diesem Jahr jährt sich ihr Langdistanz-Debüt zum fünfzehnten Mal. Was fasziniert einen nach so vielen Rennen, nach so langen Jahren immer noch?

Mike Schifferle: Wenn ich das so lese, erstaunt es mich selber, dass es schon fünfzehn Jahre her ist, seit ich das erste Mal bei einer Langdistanz gestartet bin. Es macht einfach immer noch Freude, sich in diesem Umfeld als Sportler bewegen zu dürfen. Man trifft alte und neue Freunde und nimmt immer wieder schöne Erinnerungen von unbekannten Orten mit nach Hause. Dabei ist es auch ein Lifestyle, gesund und körperlich fit zu bleiben.

CR: Im Triathlon ein Profi-Leben zu bestreiten, bedeutet nicht zwangsläufig, von dem Sport leben zu können. Sie schaffen es seit Jahren, Sport auf höchstem Niveau zu treiben, und dennoch berufstätig zu sein. Wie funktioniert das?

Mike Schifferle: Diese Frage wurde mir schon oft gestellt und ist nicht einfach zu beantworten. Vielleicht ist die Antwort in der Konsequenz zu suchen. Jedes Jahr, Jede Woche und jeden Tag ist Sport ein Teil in meinem Leben, dem ich eine hohe Priorität beimesse. Mit dieser Priorität muss einem aber auch klar sein, dass man auf einiges verzichtet. Wobei die Konsequenz auch bei mir mit dem Alter etwas nachlässt und sich die Prioritäten mal verschieben.

CR: Was würden Sie Altersklassenathleten raten, um das Training, neben Familie und Beruf, effektiv stemmen zu können?

Mike Schifferle: Triathlon ist ein sehr zeitintensiver Sport. Insbesondere auf der Langdistanz. Ich denke, man sollte sich mit der Familie gut absprechen und dann einen groben Rasterplan für das Training machen. Zudem ist es ratsam, das Training zeitlich und örtlich so zu koordinieren, dass es möglichst effektiv ist.

CR: Zurück zum Challenge Regensburg: Was braucht es auf dieser Strecke, um ein perfektes Rennen abzuliefern? Worauf sollte man bei Vorbereitung und im Rennen achten?

Mike Schifferle: Die Strecke ist relativ schnell und vielleicht tendiert man dadurch beim Radfahren etwas zu sehr dazu, auf das Tempo zu drücken. Man sollte aber auch hier schon seine Kräfte gut einteilen, um dann noch einen schnellen Marathon hinlegen zu können.

Bei dieser Radstrecke sollte man außerdem in der Lage sein, ohne Probleme lange in der Aeroposition fahren zu können. Dies sollte auch in der Vorbereitung berücksichtigt werden.

CR: Auf ihrer Website schreiben Sie: „Stolz macht mich, dass ich noch nie ein Rennen aufgeben habe.“ Sicherlich haben Sie doch auch einmal Situationen, in denen es nicht laufen mag? Wie beißt man sich dann durch?

Mike Schifferle: Ja, diese Situationen habe ich immer mal wieder und die sind wohl auch Teil dieses Sports. Egal auf welchem Niveau man sich bewegt. Solche Gedanken kommen vielleicht eher wenn man sieht, dass man sein vorgenommenes Ziel nicht mehr erreichen kann. Deshalb ist mein oberstes Ziel immer, das Ziel zu erreichen. Schlussendlich sind Platz und Zeit Nebensache, wenn man am Abend in den Spiegel schaut und zu sich sagen kann, dass man alles gegeben hat.

CR: Die Region Regensburg ist viel mehr als nur Sportregion. Wenn Sie die Weltkulturerbe-Stadt besuchen, auf was freuen Sie sich neben dem Wettkampf?

Mike Schifferle:  Neben dem alkoholfreien Weißbier freue ich mich besonders auf die verschiedenen tollen Köstlichkeiten der Restaurants in dieser schönen Stadt. Ich hoffe natürlich, dass auch das Wetter seinen Teil zu einem unvergesslichen Erlebnis beiträgt.

CR: Werden Sie Freunde und Familie mit nach Regensburg bringen?

Mike Schifferle: Nachdem ich meinen Eltern so viele positive Eindrücke von Regensburg geschildert habe, werden sie sich im August selber von der Schönheit dieser Stadt und Umgebung überzeugen können und mitkommen.

Fotos: Andreas Klose, Mike Schifferle